In Deutschland bieten Hochschulen den Studierenden inzwischen eine unglaubliche Vielfalt an Studienmöglichkeiten. Mit über 23.000 Studiengängen ist das Angebot in den vergangenen Jahren so groß und vielfältig wie nie zuvor. Trotz einer stabilen oder gar rückläufigen Studierendenzahl ist die Anzahl an Studiengängen stetig gewachsen. Was verbirgt sich hinter dieser Entwicklung, und welche Trends zeichnen sich ab?
Deutlich mehr Auswahl an Studiengängen
Eine Analyse des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zeigt, dass die Zahl der Studienangebote in Deutschland allein in den letzten fünf Jahren um 13 Prozent gestiegen ist. Diese Dynamik beruht auf einem ständigen Wandel: Obwohl rund 2.000 ältere Studiengänge eingestellt wurden, kamen fast 4.600 neue hinzu. Das bedeutet, dass jedes Jahr etwa 500 Studiengänge neu angeboten werden. Diese Vielfalt bietet Studierenden die Chance, aus traditionellen wie auch spezialisierten Fachrichtungen zu wählen, wobei die neue Disziplinen oft speziell auf die Anforderungen des heutigen Arbeitsmarktes zugeschnitten sind.
Die Zahlen verdeutlichen allerdings auch, dass mehr Studiengänge nicht zwangsläufig mehr Studienplätze bedeuten. Während populäre Studiengänge wie Betriebswirtschaftslehre oder Psychologie erwartungsgemäß hunderte Studierende anziehen, bleiben andere Programme – vor allem spezialisierte Masterstudiengänge – mit geringen Teilnehmerzahlen dann doch eher überschaubar.
Welche Trends gibt es?
Einen Blick in die Zukunft zeigt die Entwicklung seit 2023, in der bereits rund 1.600 neue Studiengänge eingeführt wurden. Laut CHE-Analyse sind hier vor allem zwei Trends dominant:
- Nachfrage nach internationalen Studiengängen: Das spiegelt sich vor allem in der Verwendung englischer Bezeichnungen wider, die über ein Drittel der neuen Programme prägen. Zudem bleibt der Begriff „Management“ populär und findet sich in knapp jedem fünften neu eingeführten Studiengang – ein Indiz dafür, dass Kompetenzen im Bereich Führung und Organisation nach wie vor gefragt sind.
- Trend zur Kombination klassischer Disziplinen mit innovativen Ansätzen: Beispielsweise „Digitales Marketing-Management“ oder „Biotechnologie und Unternehmensführung“. Solche Programme spiegeln die zunehmende Bedeutung digitaler Technologien und interdisziplinären Denkens wider, die nicht nur für Arbeitgeber, sondern auch für angehende Studierende attraktiv sind.
Private Hochschulen auf Wachstumskurs
Einen besonderen Boom verzeichnen private Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW), die ihren Studienangebot um mehr als 50 Prozent erweiterten. Private Hochschulen reagieren flexibler auf Trends und Marktanforderungen und richten vermehrt Studiengänge ein, die auf moderne, internationale und praxisorientierte Inhalte setzen. Dieser Zuwachs korrespondiert mit steigenden Studierendenzahlen an privaten Einrichtungen, die als Antwort auf eine immer globalere Wirtschaft gefragte Qualifikationen bieten.
Die Attraktivität privater Hochschulen ergibt sich unter anderem aus dem starken Fokus auf aktuelle und praxisnahe Inhalte sowie besseren Betreuungsverhältnissen. Trotzdem bleibt die Frage, ob das Wachstum bei Studiengängen auch langfristig zu einer stabilen Nachfrage führt, erst einmal unbeantwortet.