Was ist eigentlich die IHK, wie hilft diese bei der Existenzgründung und welche Aufgaben übernehmen die Industrie- und Handelskammern? Alle wichtigen Informationen rund um Tätigkeitsbereiche, Mitgliedschaft, Beiträge und Beratung klären wir in den nachfolgenden Zeilen.
Was ist die IHK?
Die Industrie- und Handelskammern (IHK) sind eine berufsständische Körperschaft des öffentlichen Rechts, die regional organisiert arbeiten. Sie agieren branchenübergreifend und sind als Verbände aus Unternehmen aufgebaut. Per Gesetz sind alle in der jeweiligen Region ansässigen Unternehmen und Gewerbetreibenden – bis auf einige Ausnahmen – Mitglied in der IHK. Der Aufgabenbereich umfasst die Selbstverwaltung der regionalen Wirtschaft. Aktuell existieren in Deutschland 79 Standorte.
Welche Aufgaben übernimmt die IHK?
- Die Industrie- und Handelskammer vertritt das Gesamtinteresse der Gewerbetreibenden in dem jeweiligen Bezirk.
- Anstand und Sitte des ehrbaren Kaufmanns sollen gewahrt bleiben.
- Erteilung der Erlaubnis zum Vermitteln von Versicherungen
- Unterstützung und Beratung für Unternehmen und Existenzgründer
- Öffentliche Bestellung und Vereidigung von Sachverständigen
- Die Industrie- und Handelskammer fördert die gewerbliche Wirtschaft. Die wirtschaftlichen Interessen einzelner Betriebe sollen ausgleichend berücksichtigt werden.
- Sicherung des fairen Wettbewerbs
- Beglaubigung von Handelsrechnungen
- Die IHK tätigt Stellungnahmen zu UK-Anträgen.
- Erstellung von gutachterlichen Stellungnahmen für Gerichte und Behörden
- Ausstellung von Ursprungszeugnissen
- Die Industrie- und Handelskammer überwacht und fördert kaufmännische und gewerbliche Berufsbildung.
- Die IHK organisiert Fort- und Weiterbildungen mit anerkannten IHK-Abschlüssen.
Wie wird man Mitglied in der Industrie- und Handelskammer?
Kammerzugehörige sind Handelsgesellschaften, juristische Personen des privaten und öffentlichen Rechts und natürliche Personen, die zur Gewerbesteuer veranlagt sind. Sie werden der jeweils für ihren Standort zuständigen IHK zugewiesen. Reine Handwerksunternehmen, Landwirtschaften und nicht ins Handelsregister eingetragene Freiberufler sind keine Kammerzugehörige.
Mischbetriebe sind sowohl der Industrie- und Handelskammer als auch der Handwerkskammer zugeordnet. Oftmals handelt es sich um Handwerksbetriebe, die parallel ein Handelsgeschäft betreiben. Bei Mischbetrieben ist die Beitragspflicht an eine Umsatzuntergrenze gebunden. Handwerksähnliche Mischbetriebe haben nur dann eine Doppelmitgliedschaft, wenn der handwerksähnliche Teil überwiegt.
Welchen Vorteil haben Unternehmen durch die IHK?
Die IHK bietet zahlreiche Vorteile für Unternehmen, darunter:
- Vertretung der Interessen: Sie vertritt die Interessen der Unternehmen gegenüber politischen Institutionen und Behörden auf lokaler, regionaler, nationaler und sogar internationaler Ebene. Dies umfasst auch die Vertretung der Interessen von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) gegenüber großen Konzernen.
- Netzwerk und Kontakte: Sie bietet Unternehmen eine Plattform zum Networking und zur Kontaktaufnahme mit anderen Unternehmen und potenziellen Kunden. Dies kann insbesondere für KMU von Vorteil sein, die möglicherweise nicht über die Ressourcen verfügen, um selbst umfangreiche Netzwerke aufzubauen.
- Beratung und Unterstützung: Die Industrie- und Handelskammer bietet Unternehmen Beratung und Unterstützung in verschiedenen Bereichen, darunter Recht, Steuern, Finanzen, Marketing und Personalwesen. Dies umfasst auch Schulungen und Seminare zu verschiedenen Geschäftspraktiken und -themen.
- Zertifizierungen und Prüfungen: Sie bietet auch Zertifizierungen und Prüfungen in verschiedenen Bereichen an, die für Unternehmen von Bedeutung sein können. Hierzu gehören beispielsweise Ausbildungs- und Fortbildungsprüfungen sowie Prüfungen für den Erhalt von Export- oder Importlizenzen.
- Förderung von Innovation und Digitalisierung: Die IHK fördert auch Innovation und Digitalisierung in Unternehmen durch verschiedene Programme und Initiativen. Hierzu gehören beispielsweise Beratungs- und Förderprogramme für Start-ups und Unterstützung bei der Einführung von digitalen Geschäftsprozessen.
- Rechtsschutz und Schiedsverfahren: Sie bietet Unternehmen auch Rechtsschutz und Schiedsverfahren an, um bei Streitigkeiten und Konflikten zwischen Unternehmen zu helfen. Hierdurch können langwierige Gerichtsverfahren vermieden werden.
Die IHK ist für Unternehmen eine wichtige Institution, die eine Vielzahl von Vorteilen bietet. Von der Vertretung der Interessen gegenüber politischen Institutionen bis hin zur Unterstützung bei Geschäftspraktiken und Innovationen bietet die IHK Unternehmen eine breite Palette von Dienstleistungen, die dazu beitragen können, ihr Geschäft zu verbessern und ihre Position im Markt zu stärken.
Wie hoch ist der IHK Beitrag?
Der Beitrag setzt sich aus dem Grundbeitrag und der Umlage zusammen. Existenzgründer, die zum ersten Mal selbstständig tätig werden, zahlen in den ersten beiden Jahren keinen Beitrag. Liegt im dritten und im vierten Jahr der Ertrag unterhalb von 25.000 Euro, dann wird für diese Jahre nur der Grundbeitrag erhoben.
Nicht im Handelsregister eingetragene Personengesellschaften sowie natürliche Personen, die einen Ertrag von weniger als 5.200 Euro erwirtschaften, müssen ebenfalls keinen Beitrag bezahlen. Der Grundbeitrag selbst ist nach Erträgen gestaffelt.
Die genaue Höhe vom Beitrag wird von den IHK-Vollversammlungen festgelegt. In den Haushalts- und Wirtschaftssatzungen der einzelnen Standorte sind die Höhen nachzulesen. Obgleich mit zunehmendem Gewinn die absoluten Beiträge höher werden, nehmen die prozentualen Beiträge ab.
Welche Geschäftsbereiche hat die IHK?
1. Standortpolitik
Die IHK vertritt das Interesse der regionalen Wirtschaft gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik. Sie tätigt Stellungnahmen zu Gesetzgebungen und nimmt Einfluss auf Planungsprozesse.
2. Existenzgründung und Unternehmensförderung
Die Industrie- und Handelskammer ist ebenso Ansprechpartner für Unternehmensgründer. Sie bietet Gründertage an und übernimmt die Nachfolgeberatung für Unternehmen und Existenzgründer.
3. Aus- und Weiterbildung
Von der IHK werden bundeseinheitliche Prüfungszeugnisse erstellt. Sie führt Weiterbildungen und Prüfungen durch und entwickelt Weiterbildungskonzepte.
4. Innovation und Umwelt
Typische Aufgaben in diesem Geschäftsbereich sind die Innovations- und Fördermittelberatung sowie Pflege von Recyclingbörsen.
5. International orientierte Tätigkeiten
Die Industrie- und Handelskammer führt Ländertage durch und veranstaltet Außenwirtschaftstrainings.
6. Recht und Steuern
Zum Aufgabenbereich gehören Rechtsauskünfte, die Bestellung von Sachverständigen und die Verfolgung von Wettbewerbsverstößen.
7. Selbstverwaltung
Die Kammer organisiert sich selbst, sodass unter anderem die Beitreibung der Mitgliedsbeiträge zu den Aufgaben gehört.
Wo finde ich meine Mitgliedsnummer?
Die einzelnen Standorte der Industrie- und Handelskammer senden allen Kammerzugehörigen eine Mitgliedskarte sowie Beitragsbescheide zu. Auf beiden Dokumenten ist die Mitgliedsnummer abgedruckt. Auf dem Beitragsbescheid ist die Mitgliedsnummer als Debitorennummer aufgelistet.
Was ist ein Prüfungszeugnis der Industrie- und Handelskammer?
In nicht-handwerklichen Gewerbeberufen stellt die Industrie- und Handelskammer Zeugnisse für berufliche Ausbildungen aus. Gesetzliche Grundlage ist § 37 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG). Für den Prüfling entstehen keine Kosten. Jedes Jahr finden rund 350.000 Abschlussprüfungen vor insgesamt rund 28.000 Prüfungsausschüssen statt. Die Absolventen erhalten ein Zeugnis in deutscher Sprache und als Kopie auch in englischer Sprache ausgestellt. Zusätzlich organisiert die Industrie- und Handelskammer Umschulungsprüfungen und Fortbildungsprüfungen.
Obgleich die Industrie- und Handelskammer in Form von regionalen Verbänden agiert, weisen die Zeugnisse ein bundeseinheitliches Design auf. Auf dem Dokument sind folgende Angaben aufgelistet:
- Person des Prüfungsteilnehmers
- Erworbener Abschluss
- Prüfungsleistungen des Prüfungsteilnehmers
- Fachrichtungen
- Gesamtergebnis der Prüfung (Note und Punktzahl)
- Berufsschulnote (auf Wunsch des Prüflings)
Welche Unterstützung bieten die Standorte der IHK den Auszubildenden?
Die Unterstützung von Auszubildenden gehört zu den Aufgaben der IHK. Das erklärte Ziel ist es, die bestmöglichen Voraussetzungen zum Bestehen der Prüfung zu schaffen. Die Organisation von Nachhilfeunterricht und die Beratung von Arbeitgebern sowie Auszubildenden hinsichtlich der mögliche Fördermaßnahmen trägt zur Zielerreichung bei.
Unter anderem informiert die IHK über „Ausbildungsbegleitende Hilfen“ (abH), deren Kosten die Agentur für Arbeit trägt. Das regionale Arbeiten der IHK ermöglicht die Abdeckung mehrerer Standorte.
Welchen Nutzen hat die Gründungsberatung?
Die IHK bietet Beratungstermine für angehende Gründer an. Im Rahmen der Gründungsberatung wird der Businessplan detailliert besprochen. Die Experten der Industrie- und Handelskammer informieren die Gründer über wichtige Punkte, wie die Analyse des Marktvolumens und die Kaufkraft der Zielgruppe. Auf Wunsch trainieren die Berater mit den zukünftigen Gründern wichtige Gespräche, beispielsweise Bankgespräche, durch ein Rollenspiel.
IHK: Gibt es auch Nachteile?
- Kosten: Die IHK erhebt von den Unternehmen Mitgliedsbeiträge, die für einige Unternehmen als zusätzliche Kostenbelastung empfunden werden können. Insbesondere für kleine Unternehmen und Start-ups, die möglicherweise nur begrenzte finanzielle Ressourcen haben, können diese Kosten erheblich sein.
- Verpflichtung zur Mitgliedschaft: In einigen Ländern und Regionen sind Unternehmen verpflichtet, Mitglieder der Industrie- und Handelskammer zu sein. Dies kann für Unternehmen, die möglicherweise nicht von den Dienstleistungen der IHK profitieren, als unnötige Belastung empfunden werden.
- Fokus auf Großunternehmen: Obwohl die IHK auch kleine und mittlere Unternehmen unterstützt, liegt der Fokus oft auf großen Unternehmen und Konzernen, die möglicherweise über mehr Ressourcen verfügen und daher in der Lage sind, von den Dienstleistungen der IHK besser zu profitieren.
- Bürokratie: Wie bei vielen Organisationen, insbesondere solchen mit politischen Verbindungen, kann auch bei der Industrie- und Handelskammer eine gewisse Bürokratie vorhanden sein, die für Unternehmen und Personen, die mit der IHK in Kontakt treten, als zeitaufwändig und unnötig empfunden werden kann.
- Ineffizienz: Es gibt gelegentlich Berichte über ineffiziente Arbeitsabläufe und ein langsames Reaktionsvermögen bei der IHK, was möglicherweise zu Frustration bei Unternehmen und Personen führen kann, die schnelle Lösungen oder Unterstützung benötigen.