Die künstliche Intelligenz hält mittlerweile auch Einzug in das Bewerbungsverfahren. Wer sich gestern noch ein anspruchsvolles Anschreiben überlegen musste, kann diese Arbeit mittlerweile von ChatGPT & Co. übernehmen lassen. Sollte das überhaupt erlaubt sein? Und wie wichtig ist das Anschreiben in Zeiten von KI überhaupt noch?
Seit über einem halben Jahr hat ChatGPT die Tore auch für die breiten Massen geöffnet. Nie war es einfacher, sich in Kürze jede Menge, teils personalisierte Texte, generieren zu lassen und diese für verschiedenste Situationen zu nutzen. Nicht nur bei Prozessoptimierungen im Arbeitssektor wird die Nutzung von KI-Tools lebhaft diskutiert, auch kann jede Privatperson selbst davon Gebrauch machen. Egal ob Google-Alternative, bei den Hausaufgaben, Programmierarbeiten oder auch für das Bewerbungsverfahren – der Inspiration durch ChatGPT scheint keine Grenzen mehr gesetzt.
softgarden-Studie: 12,7 % der Bewerber nutzen KI-Tools
Eine neue Studie des Unternehmens softgarden hat nun gezeigt, dass mittlerweile 12,7 % der Bewerbungsverfahren durch Hilfe von KI-Anwendungen wie ChatGPT unterstützt wurden. Zudem geben 36,6 % der Befragten an, dass sie zwar Praxiserfahrung damit haben, aber sich auch in Zukunft vorstellen könnten, davon Gebrauch zu machen.
Für die Studie wurden insgesamt 3.811 Bewerberinnen und Bewerber befragt. Umgerechnet entspricht das also 484 Personen, die bereits ChatGPT & Co. bei der Bewerbung im Einsatz hatten – Tendenz steigend. Und egal ob Initiativbewerbung oder direkt an eine vakante Stelle gerichtet: mit KI-Textgeneratoren kann die Bewerbung im Handumdrehen personalisiert und auf die eigenen Fähigkeiten zugeschnitten ausformuliert werden.
Besonders beim Anschreiben fanden die KI-Tools Anwendung, und das wahrscheinlich nicht nur, um die eigenen Stärken besonders positiv hervorzuheben, sondern dem potenziellen Arbeitgeber auch gleichzeitig ein interessantes und abgerundetes Bewerberprofil zu bieten.
ChatGPT bei Bewerbungen: Bislang mehr männliche Nutzer
Laut der Studie haben bisher 13,7 % der Männer und 10,5 % der Frauen schon einmal ChatGPT benutzt, um damit ein Anschreiben zu verfassen. Insgesamt können sich 38,8 % der befragten Personen vorstellen, Tools dieser Art in Zukunft zu benutzen.
Anschreiben mit ChatGPT: Was hat das für Auswirkungen?
Die aktuelle Entwicklung durch die KI sei eine der „aufregendsten Momente in der Technologieentwicklung“, so ein Spruch über ChatGPT von Jason Citron, der CEO von Discord. Aber was bedeutet das eigentlich, wenn mittlerweile auch das bisher immer so schön ausformulierte, persönliche Anschreiben durch ChatGPT ersetzt wird?
Mit Blick auf die Studie wird das eher negativ bewertet, denn: Für wiederum 36,6 % der befragten Bewerberinnen und Bewerber gleicht die Nutzung von KI-Tools für die Bewerbung einer Art „Betrug„. Weiteren 12,9 % ist die Nutzung von ChatGPT und anderen Tools laut Studie zu kompliziert.
Allerdings muss dazugesagt werden, dass das Anschreiben im Laufe der letzten Jahre immer mehr an Bedeutung verloren hat – ganz im Gegensatz zum Lebenslauf, der eigentlich als Mittelpunkt einer Bewerbung eingestuft werden kann. Viele Unternehmen fordern mittlerweile nur noch ein Lebenslauf, das Mitschicken eines Anschreibens wird oftmals nur noch als optional gesehen. Gleichzeitig dürfte durch zunehmenden Gebrauch von KI-Tools beim Bewerbungsschreiben die Bedeutung eines Anschreibens in Zukunft noch weiter abnehmen.
Auch ist das Anschreiben für viele Bewerbende auch eine größere Hürde: Laut softgarden-Studie geben 53 % der Befragten an, dass es die Wahrscheinlichkeit einer Bewerbung erhöhen würde, wenn der Arbeitgeber auf das Anschreiben verzichtet. Von diesen 53 % nutzen bereits 16,3 % ChatGPT & Co. für das Anschreiben.
KI sinnvoll? Das Anschreiben heute und in Zukunft
Halten wir also fest: Während das Anschreiben im Laufe der letzten Jahre immer unwichtiger wurde, scheint das Aufkommen von KI-Tools diesen Abwärtstrend zu unterstützen. Gleichzeitig würde sich über die Hälfte der Bewerber wünschen, dass Arbeitgeber künftig ganz auf das Anschreiben verzichten. Und das ist auch irgendwie verständlich. Ein Motivationsschreiben hingegen wäre oftmals aussagekräftiger – aber auch das sollte natürlich nicht immer verpflichtend sein.
Ob jemand für einen Job geeignet ist, oder eher nicht, ist in den meisten Fällen eine Sache des Lebenslaufes und den Anhängen, nicht aber des Anschreibens. Vielleicht liegt das Problem also gar nicht an der KI, die so oder so Einzug in unser Alltagsleben halten wird, sondern an dem Festhalten an einem Anschreiben, dass mittlerweile stark an Stellenwert verloren hat.