Ab wann kann man promovieren? Was bedeutet „Promotion“ überhaupt und wie erhält man einen Doktortitel? Alle wichtigen Infos zu den Voraussetzungen, den Vor- und Nachteilen sowie eventuellen Finanzierungsmöglichkeiten gibt’s hier.
Was bedeutet „promovieren“?
„Promovieren“ kommt vom lateinischen Wort „promovare“, welches viele verschiedene Bedeutungen hat. Einige davon sind zum Beispiel „fördern“, „aufrücken lassen“, „erweitern“ oder „sich vorwärts bewegen“. Zur Promotion im heutigen Sinne passt alles davon: Sie hat laut dem deutschen Universitätsgesetz das Ziel, wissenschaftlichen Nachwuchs hervorzubringen.
Was ist eine Promotion?
Akademiker promovieren, um zu beweisen, dass sie in der Lage sind, selbständig eine wissenschaftliche Arbeit anzufertigen. Sie führen dabei Forschungen zu einem konkreten, vorher definierten Thema durch und schreiben eine wissenschaftliche Arbeit darüber, die auch als Dissertation bezeichnet wird. Dissertationen müssen neue Erkenntnisse liefern und vollständig selbst geschrieben sein. Zusätzlich gibt es in vielen Fällen mündliche und schriftliche Prüfungen. Hat ein Doktorand all diese Komponenten erfolgreich abgeschlossen, wird ihm der Doktortitel seines Faches verliehen.
Wer kann promovieren und welche Voraussetzungen gibt es dafür?
Um zu promovieren, ist grundsätzlich nur ein guter Abschluss im Erststudium notwendig. Meistens werden Durchschnittsnoten von 2,5 oder besser vorausgesetzt. Anerkannte Abschlüsse sind der Master, das Diplom oder der Magister.
Absolventen von Fachhochschulen haben es für gewöhnlich etwas schwerer, zu promovieren. Möglich ist eine Promotion in Hessen, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen-Anhalt, wo das Promotionsrecht neben Universitäten auch an Hochschulen vergeben wurde. Doch auch in den anderen Bundesländern ist es nicht ganz unmöglich: Wer eine Eignung zur wissenschaftlichen Forschung nachweisen kann, wird mit etwas Glück trotzdem als Doktorand angenommen.
Wie kann man in Deutschland promovieren und die Doktorwürde erlangen?
Die bekannteste Form der Promotion ist die sogenannte Individualpromotion. Dabei wird im Vorfeld ein Dozent (der Doktorvater oder die Doktormutter) gewählt, welcher das Thema kennt und das Projekt in Zukunft betreuen wird. Abgesehen davon arbeiten die Doktoranden weitestgehend unabhängig, weswegen eine hohe Selbständigkeit und Motivation erforderlich sind. Wer sich darin nicht wiederfindet, der kann sich um einen Platz in einem strukturierten Promotionsprogramm an einer Graduiertenschule oder einem Graduiertenkolleg bewerben.
Als Graduiertenkolleg wird eine befristete Einrichtung in einer Hochschule bezeichnet, in der mehrere Doktoranden an einem Forschungsprogramm mit thematischem Fokus teilnehmen. Durch den strukturellen Rahmen ihrer Arbeit profitieren sie von einem Gemeinschaftsgefühl, aber auch von finanziellen Fördermitteln. Zudem gibt es Graduiertenschulen, die zeitlich unbefristet sind und intensivierte Seminare und Betreuungsangebote anbieten.
Welche Vorteile bietet eine Promotion?
Die Promotion ist selbstverständlich in erster Linie dazu da, um sich neue Fachkenntnisse anzueignen. Ein solch tiefes Verständnis für ein bestimmtes Thema, wie es mithilfe einer Dissertation erlangt wird, kann später wegweisend für den Karriereerfolg sein. Außerdem versprechen sich viele Doktoranden von ihrem Titel zu Recht höhere Gehälter und Chancen auf eine Führungspositionen.
Doch das Promovieren stärkt auch die eigene Persönlichkeit, den Intellekt und das Selbstbewusstsein. Wer promoviert, beweist sich selbst und allen anderen Durchhaltevermögen, Seriosität und die Verlässlichkeit der eigenen kognitiven Fähigkeiten. Das verschafft den Doktoranden den Respekt von Familie, Freunden und Kollegen, im besten Falle aber auch mehr Respekt vor sich selbst.
Gibt es auch Nachteile?
Der größte Nachteil einer Promotion ist wohl ihre Dauer. Meistens müssen Doktoranden mit drei bis fünf Jahren Zeitaufwand rechnen, die sich nicht immer auszahlen. So bedeutet die Promotion unter anderem, dass der Berufseinstieg später erfolgt und Doktoren in der gleichen Zeit weniger Geld verdienen als ihre Kollegen ohne Doktortitel. Diese Gehaltslücke kann sich durch das höhere Einstiegsgehalt im Beruf schnell wieder schließen – sie muss es aber nicht.
Und natürlich kann es auch passieren, dass die Promotion abgebrochen wird. Es kann sich herausstellen, dass das Themengebiet nicht passt oder dass der Doktorand der Belastung einfach nicht gewachsen ist. Auch ein Krankheitsfall kann dazwischenfunken. Dann ist die bisher investierte Zeit im schlimmsten Falle vergeudet.
Zuletzt sind Doktortitel nicht für alle Berufe förderlich, sondern manchmal sogar hinderlich. Vor allem in der freien Wirtschaft ist es möglich, dass Arbeitgeber einen Bewerber ablehnen, weil sie in dessen Doktortitel keinen Vorteil für das Unternehmen erkennen, dafür aber einen höheren Gehaltsanspruch. Auch in praxisorientierten Berufen haben Doktoren es zeitweise schwer, denn ihr Titel deutet auf einen theoretischen Fokus hin, der nicht immer erwünscht ist.
Vorteile:
- Neue Fachkenntnisse, vertieftes Wissen
- Bessere Karriereoptionen
- Höhere Gehälter
- Unterstreicht die eigenen Fähigkeiten, stärkt das Selbstbewusstsein und den Intellekt
Nachteile:
- Sehr hoher Zeitaufwand (meist 3-5 Jahre)
- Viel Eigendisziplin und Motivation erforderlich
- Womöglich späterer Berufseinstieg
- Hoher Zeitverlust, falls abgebrochen wird
Für wen und wann lohnt sich die Promotion?
Ob die Promotion Sinn ergibt oder nicht, ist maßgeblich davon abhängig, welche Karriere angestrebt wird. Akademiker sollten sich daher vorab Gedanken über ihr Fachgebiet, die gewünschte Branche und eventuelle Arbeitgeber machen. Die wichtigste Frage ist jedoch, ob die Karriere in der Wirtschaft oder der Wissenschaft erfolgen soll.
Wer in der naturwissenschaftlichen Forschung oder an einer Universität arbeiten möchte, kann das für gewöhnlich nur mit Doktortitel. Auch einige Unternehmen wie zum Beispiel Rechtskanzleien freuen sich über Mitarbeiter mit Doktortitel, denn dieser beweist die Expertise des Bewerbers. Weniger wichtig, wenn nicht gar hinderlich, ist die Promotion in sozialen oder künstlerischen Branchen. Hier bedeutet ein Doktortitel für den Arbeitgeber nur, dass mehr Geld gezahlt werden muss – und somit lieber andere Bewerber in Betracht gezogen werden.
Doktortitel: Wie kann eine Promotion finanziert werden?
Beim Promovieren muss viel Arbeit in einer vergleichsweise kurzen Zeit erbracht werden. Für einen Nebenjob bleibt dabei wenig Zeit, weshalb Doktoranden nach wie vor als einkommensschwache Bevölkerungsgruppe zählen. Hier kommt der Vorteil strukturierter Promotionsprogramme ins Spiel, die finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.
Alle anderen Doktoranden können ihre Promotion zum Beispiel über die folgenden Wege finanzieren:
- Sie bewerben sich auf ein Stipendium.
- Sie nehmen eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle an ihrer Universität an.
- Sie promovieren in einem Unternehmen.
Was ist der Unterschied zwischen Doktortitel und „Ph.D.“?
Nach dem erfolgreichen Promovieren wird für gewöhnlich ein Doktortitel verliehen. Immer mehr Universitäten, Graduiertenkollegs und -schulen bieten allerdings auch Abschlüsse als Ph.D. an. Das steht für „philosophiae doctor“ und ist grundsätzlich nichts anderes als das englischsprachige Pendant zum Doktortitel.
Deutschsprachige Doktortitel sind im Ausland zwar selten, werden aber durchaus anerkannt. Den Doktortitel einfach als Ph.D. zu übersetzen ist verboten – umgekehrt ist es jedoch durchaus möglich. Wer eine Karriere im Ausland anstrebt, kann einen Abschluss als Ph.D. also durchaus in Betracht ziehen: Es lässt sich in englischsprachigen Gebieten zwar auch als Doktor Arbeit finden, als Ph.D. hat man es aber deutlich einfacher.