Nach dem Abitur oder der Matura zu studieren – das ist der Plan vieler Menschen. Doch Studium ist nicht gleich Studium, denn es gilt nicht nur, sich für die richtige Fachrichtung zu entscheiden, sondern auch für den passenden Abschluss. Dieser entscheidet nicht zuletzt darüber, wo die berufliche Reise später hingeht oder welches Folgestudium aufgenommen werden kann. Aber welche Abschlüsse gibt es eigentlich und welcher passt dabei zu dir?
Die Wahl des richtigen Studienabschlusses
Egal, ob Berlin, München, Wien oder Graz – Deutschland und Österreich sind zwei der beliebtesten Destinationen, wenn es ums Studieren geht. Und so eigneten sich auch im vergangenen Wintersemester wieder etliche Studierende in Deutschland Wissen an. Darunter nicht nur viele deutsche Staatsbürger, sondern Menschen aus aller Welt. Umgekehrt zieht es jedes Jahr viele Deutsche zum Studieren nach Österreich. Was sie alle vereint: Sie müssen sich zu Beginn nicht nur für eine passende Fachrichtung entscheiden, sondern sich auch Gedanken über den angestrebten Abschluss machen.
Die Studienabschlüsse im Vergleich
Der richtige Abschluss öffnet Studierenden danach mitunter nicht nur die richtigen Türen in der Arbeitswelt, sondern entscheidet auch darüber, ob das liebste Folgestudium ohne Auflagen und Zusatzprüfungen möglich ist. Der folgende Artikel schafft einen Überblick über die wichtigsten universitären Abschlüsse – vor allem in Deutschland und Österreich.
Bachelor
Am unteren Ende der universitären Karriereleiter steht der Bachelor-Studienabschluss. An manchen Hochschulen wird dieser heutzutage auch noch als Bakkalaureus bezeichnet. Bachelor-Studien dauern in der Regel mindestens sechs und höchstens acht Semester. Nach der bestandenen Abschlussprüfung dürfen Studierende einen Bachelortitel führen. Zu den häufigsten Bachelorgraden zählen Bachelor of Arts (BA), Bachelor of Science (BSc) und Bachelor of Engineering (Boe, Beng oder BE). Die Absolventen können danach entweder direkt ins Berufsleben einsteigen oder sich für ein weiterführendes Studium entscheiden.
Bachelor-Studiengänge sind somit eine optimale Gelegenheit, um rasch zu einem ersten Studienabschluss zu kommen. Viele der Bachelorstudien sind jedoch sehr allgemein gehalten, wodurch Spezialisierungen oft erst in einem weiterführenden Master-Studium möglich werden.
Master
Viele Bachelor-Absolventen entscheiden sich danach für einen Master Studiengang. Diese Studienform setzt daher in den meisten Fällen bereits einen ersten berufsbefähigenden Studienabschluss voraus, wie eben ein Bachelor-Studium, und nicht selten werden dabei bereits erworbene Kenntnisse vertieft oder fachspezifisch erweitert.
Unter gewissen Umständen ist es allerdings auch möglich, ohne vorangegangenes Bachelor-Studium ein Master-Studium aufzunehmen. Master-Studiengänge dauern in der Regel zwischen zwei und vier Semestern und enden ebenso mit einer Prüfung bzw. einer Masterarbeit. Wurde diese positiv absolviert, so erwartet Absolventen ein Master-Titel. Die gängigsten Mastergrade lauten: Master of Arts (MA), Master of Science (MSc), Master of Business Administration (MBA) oder Master of Engineering (MEng).
Master-Studiengänge ermöglichen ein profunderes Auseinandersetzen mit einem Fachgebiet oder die ersehnte Spezialisierung. Master-Absolventen werden darüber hinaus in der Arbeitswelt nicht selten mit einem höheren Einstiegsgehalt belohnt. Der Nachteil: Wer sich nach dem Bachelor-Studium noch für einen Master entscheidet, muss mindestens ein oder gar zwei Jahre länger die universitäre Schulbank drücken und eine Abschlussarbeit verfassen.
Diplom
Ein Abschluss, der bereits zu den Exoten zählt, weil er in Deutschland und Österreich sukzessive ausläuft, ist der Diplomgrad. Er wurde und wird nach wie vor all jenen verliehen, die einen Diplomstudiengang absolviert haben. Dieser Studienabschluss wird meist in Kombination mit der jeweiligen Fachrichtung angegeben – zum Beispiel Diplom-Chemiker oder Diplom-Physiker.
Auch Diplom-Studiengänge im Bereich Lehramt gibt bzw. gab es. Jene Diplomgrade, die Studierenden von einer Fachhochschule verliehen werden, enthalten zudem den lexikalischen Zusatz „(FH)“. Menschen, die aktuell ein Studium aufnehmen wollen, können sich jedenfalls nicht mehr für Diplomstudiengänge einschreiben, da dieses System in Europa mithilfe des Bologna-Prozesses ersetzt wurde bzw. nach und nach ersetzt wird.
Magister
Auch die meist neunsemestrigen Magisterabschlüsse samt Magistergrad wird es künftig in Deutschland und Österreich immer weniger geben, denn auch sie laufen aus. An ihre Stelle rückte das besagte Bachelor- und Master-System, womit der Mastergrad heutzutage dem Magistergrad gleichzustellen ist.
Staatsexamen
Darüber hinaus gibt es Studiengänge, die nach einem Staatsexamen verlangen. Das heißt: Das Studium selbst wird zwar an einer Universität absolviert, die Abschlusstests führen jedoch staatliche Prüfungsausschüsse durch. Beispiele für solche Studiengänge sind im Bereich Medizin, Rechtswissenschaft, Pharmazie und Lebensmittelchemie zu finden. Auch Lehramtsstudiengänge schließen in Deutschland mit einem Staatsexamen, in Österreich jedoch nicht.
Andere Studienabschlüsse
Manche Studiengänge werden außerdem mit alternativen Abschlüssen beendet. Dazu zählen etwa künstlerische Abschlussprüfungen, die darauf abzielen, die künstlerische Befähigung Studierender nachzuweisen. Ebenso in diese Kategorie fallen theologische Studien, für die eine kirchliche Prüfung nötig ist. Wer ein Instrument studiert, wie etwa Akkordeon, Gitarre, Klavier oder gar Chorleitung, hat ebenso eine alternative Prüfung abzulegen.
Promotion – Doktor
Wer wissenschaftlich forschen möchte, kann nach dem Master noch einen Doktorgrad an einer Universität oder Hochschule anstreben. Diesen Prozess nennt man auch Promotion bzw. Promotionsverfahren und jene Person, die die Arbeit ausführt, Promovierende bzw. Promovierender. Je nach Bildungseinrichtung sind hierfür bestimmte formale Voraussetzungen nötig sowie Prüfungsleistungen. Wurden am Ende alle Kriterien erfüllt, dürfen sich Studierende mit dem akademischen Grad „Doktor“ schmücken. Ergänzt wird dieser um die jeweilige Fachrichtung.
Damit entsteht beispielsweise die Bezeichnung „Dr. med.“ für einen Doktorgrad der Medizin, „Dr. rer. nat.“ für einen Doktor der Naturwissenschaft oder „Dr. phil.“ für einen in einem klassischen philosophischen Fachbereich wie Geschichte, Sprachwissenschaft, Pädagogik etc. „Dr. rer. pol.“ steht wiederum für einen Doktor im Bereich Politikwissenschaft, Sozialwissenschaften, Staatswissenschaften und teilweise auch Wirtschaftswissenschaften, „Dr. oec.“ für einen Doktor der Wirtschafts- oder Verwaltungswissenschaften und „Dr. ing.“ dürfen sich Spezialisten im Bereich Ingenieurwissenschaften nennen.
Auch ein Doctor of Business Administration, kurz DBA oder nur Dr., kann mittlerweile an vielen Hochschulen erlangt werden. Dieser Titel gilt als der höchste akademische Grad im angelsächsischen universitären Management-Bereich. Alternativ bieten manche Universitäten den Titel „Ph.D.“ als akademischen Grad an. Dabei handelt es sich um den international gebräuchlichen höchsten akademischen Grad, der für „Philosophical Doctorate“ steht. Beide Möglichkeiten – der klassische Doktorgrad und der Ph.D. sind mittlerweile in puncto Dauer oft ähnlich, die Ausgestaltung hängt jedoch von der jeweiligen Hochschule ab.
Doktortitel und Doktorgrade im Überblick
Abkürzung | Bedeutung |
Dr. med. | Doktorgrad der Medizin |
Dr. rer. nat. | Doktor der Naturwissenschaft |
Dr. phil. | Doktor im philosophischen Fachbereich |
Dr. rer. pol. | Doktor im Bereich Politikwissenschaft o.ä. |
Dr. oec. | Doktor der Wirtschafts- oder Verwaltungswissenschaft |
Dr. ing. | Doktor im Bereich Ingenieurwissenschaften |
DBA | Doctor of Business Administration |
Ph.D. | Philosophical Doctorate (internationale Bezeichnung, jedoch gleich zum klassischen Doktorgrad) |
2019 konnte in Deutschland in etwa 1,2 Prozent der Bevölkerung einen Doktortitel vorweisen – davon 65 Prozent Männer, 35 Prozent Frauen. In Österreich gestaltet sich die Lage ähnlich. Diese Aufteilung könnte sich jedoch in den nächsten Jahren noch zugunsten der weiblichen Bevölkerung ändern, da die Zahl der Frauen, die ein Studium aufnehmen, steigt. Obwohl nach wie vor viele Menschen den universitären Weg mitsamt Doktortitel einschlagen, lässt sich jedoch allgemein feststellen, dass die Promotion zunehmend an Bedeutung verliert. Vielmehr rückt das lebenslange Lernen mit mehr Kursen, Ausbildungen und Lehrgängen zwischendurch stärker in den Fokus.
Daher boomen auch kürzere akademische Weiterbildungen, die zum Beispiel zeit- und ortsunabhängig absolviert werden können und sich so optimal an die jeweilige Lebenssituation Studierender anpassen lassen.