Was ist ein Kapitalbedarfsplan und wie wird dieser umgesetzt? In diesem Artikel erklären wir den Begriff und die wichtigsten Punkte rund um den Kapitalbedarfsplan.
Was ist ein Kapitalbedarfsplan?
Wer ein Unternehmen gründen will, muss zuerst Geld investieren. Mit einem Kapitalbedarfsplan verschafft man sich einen Überblick und legt die genaue Höhe der benötigten Mittel fest. Ein Kapitalbedarfsplan ist fester Bestandteil eines Businessplans.
Es gibt 4 Punkte, die in einem Kapitalbedarfsplan geklärt werden müssen:
Kapitalbedarf für die Gründung
Am Anfang stehen die Gründungskosten, also die Investitionen, die für die eigentliche Gründung nötig sind.
Von Bedeutung sind hierbei:
- Beratungskosten
- Notarkosten
- Gebühren für Anmeldungen
- Gebühren für Genehmigungen
Kapitalbedarf für die Anlaufphase
Damit das eigentliche Geschäft anlaufen kann, müssen noch die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden. Unterschieden wird zwischen Anlagevermögen und Umlaufvermögen.
Erklärung Anlagevermögen: Unter Anlagevermögen versteht man einmalige Investitionen in Sachwerte, bzw. in Besitz. Diese Kosten sind meist Anschaffungskosten und somit gut kalkulierbar.
Von Bedeutung sind zum Beispiel:
- Lizenzen
- Grundstücke
- Gebäude
- Maschinen
- Fahrzeuge und
- Büroeinrichtung
Erklärung Umlaufvermögen: Unter Umlaufvermögen versteht man Investitionen in den laufenden Betrieb. Diese Kosten müssen später von den Einnahmen gedeckt werden und sind schwieriger vorherzusehen. Der Austausch mit Gründungsberatern und Etablierten der Branche kann zu einer realistischen Einschätzung beitragen.
Von Bedeutung sind zum Beispiel Kosten für:
- Waren
- Verwaltung
- Vertrieb
- Personal
Wichtig: In der Anlaufphase lässt sich in der Regel wenig Umsatz machen. Die Finanzierung sollte einen Zeitraum von 4 bis 6 Monaten überbrücken können.
Sobald das Unternehmen läuft, steigen möglicherweise die Kosten für Lagerung, Personal etc. Auch das sollte im Kapitalbedarfsplan miteinbezogen werden.
Private Kosten
Die meisten Unternehmensgründer wollen von ihrem Geschäft leben können. Auch während der Gründungsphase müssen der Lebensunterhalt gesichert sein, obwohl es in diesem Zeitraum noch keine oder kaum Einnahmen gibt. Hier sollte großzügig geplant werden.
Warum? Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren, wie zum Beispiel ein Unfall, eine Krankheit oder einfach eine Reparatur am Auto. Später, wenn der Betrieb angelaufen ist, kann man aus den Erfahrungen dieser Zeit das eigene Gehalt ableiten.
Die Finanzierung
Sobald klar ist, welche Investitionen nötig sind, kommt die Frage nach der Finanzierung auf. Dies gehört eigentlich nicht mehr in den Kapitalbedarfsplan, sondern in den Finanzierungsplan. Je nach Art der Finanzierung gibt es jedoch einige Schnittpunkte.
Wenn zum Beispiel ein Teil der Investitionen durch einen Kredit finanziert werden soll, müssen die anfallenden Zinsen im Kapitalbedarfsplan berücksichtigt werden.
Reserven beim Kapitalbedarfsplan
Ein Kapitalbedarfsplan sollte nicht zu knapp kalkuliert werden. Es ist immer ratsam, Reserven für Engpässe in der Hinterhand zu haben. Andernfalls kann ein einziges unvorhergesehenes Ereignis die gesamte Gründung gefährden.
Kapitalbedarfsplan: Häufige Fehler
Der häufigste Fehler ist der zu niedrig geschätzte Kapitalbedarf. Meistens müssen dann für den Gründer unvorteilhafte Nachfinanzierungen getätigt werden. Außerdem könnten Banken zu dem Schluss kommen, dass man nicht mit Finanzen umgehen kann und sich weigern, weitere Kredite zu gewähren.
Auch sehr verbreitet ist das Problem, dass der Kapitalbedarfsplan nur in den ersten 1 bis 3 Jahren aufgeht. Ersatzinvestitionen sind bei der Gründung kaum Thema, werden dann aber für die gesamte Finanzierung zum Problem.
Zur gleichen Thematik gehören hohe Steuerzahlungen. Da die wenigsten Unternehmen in den ersten Jahren nach der Gründung Gewinn machen, wird dieser Punkt im Kapitalbedarfsplan oft nicht berücksichtigt. Sobald jedoch schwarze Zahlen geschrieben werden, kann plötzlich eine große Summe an Steuerzahlungen fällig werden.
Häufige Fehler vermeiden
Es gibt drei Punkte, die für einen erfolgreichen Kapitalbedarfsplan von großer Bedeutung sind.
1. Realistisch bleiben
Wenn Investitionen nötig sind, müssen sie auch finanziert werden und im Kapitalbedarfsplan auftauchen. Wer realistisch plant, wird selten überrascht und macht einen guten und verlässlichen Eindruck bei Geldgebern.
2. Reserven anlegen
Auch bei der besten Planung kann etwas schief gehen. Die Reserven müssen groß genug sein um finanzielle Engpässe auffangen zu können. Man sollte hier also großzügig kalkulieren.
3. An die Zukunft denken
Damit Ersatzinvestitionen und Steuerzahlungen das Unternehmen nicht gefährden, sollten solche Ausgaben bereits bei der Gründung im Kapitalbedarfsplan auftauchen. Selbst wenn sie erst in ein paar Jahren relevant sein werden.