Wer sich für ein Fernstudium interessiert, stellt sich im Voraus natürlich immer die Frage, wie anerkannt dieses ist und inwieweit ein akademisches Fernstudium von Arbeitgebern, aber auch dem privaten Umfeld als „richtiges Studium“ mit „ordentlichem Abschluss“ angesehen wird. Kann ein Fernstudium Abschluss mit dem eines Präsenzstudiums gleichgestellt werden oder gibt es hierbei Unterschiede?
Fernstudium: Wie wird das anerkannt?
Ich persönlich bin selbst eingeschriebener Fernstudent an der IU und habe mir vor Beginn – ehrlich gesagt aber auch in den ersten Monaten – oftmals die Frage nach der öffentlichen Wahrnehmung und Anerkennung eines Fernstudiums gestellt. Dabei gingen mir und wahrscheinlich auch dir, als Leser dieser Zeilen, diese und ähnliche Fragen durch den Kopf:
- Was sagt mein Umfeld dazu?
- Kann ein Fernstudium überhaupt mit einem Studium vor Ort mithalten?
- Wie angesehen ist das Fernstudium bei meinem Arbeitgeber?
- Hab ich nach dem Abschluss überhaupt gute Aussichten auf einen qualifizierten Job?
- Werde ich belächelt, wenn ich sage, dass ich von zuhause aus studiere?
- Kann ich mir wirklich alle Kenntnisse selbst aneignen und bin ich überhaupt dazu in der Lage?
- Macht sich ein Fernstudium gut im Lebenslauf?
- Habe ich überhaupt den Antrieb dazu und kann ich diesen aufrecht erhalten?
Klingt erstmal nach einer großen, gedanklichen Hürde. Allerdings halb so schlimm, denn diese und weitere Aspekte werden wir im Folgenden mal etwas näher beleuchten. Kleiner Spoiler: Ein Fernstudium ist definitiv eine angesehene Alternative und immer mehr im Trend.
Anerkennung des Fernstudiums: Von wem eigentlich?
Die eine „pauschale“ Anerkennung bzw. Wertschätzung eines Fernstudium gibt es nicht. Da du in deinem Leben auf viele verschiedene Situationen und womöglich auch Arbeitgeber triffst, werden unterschiedliche Personen auch unterschiedliche Meinungen haben. Dabei solltest du die Gewichtung dieser Meinung allerdings in ein Verhältnis miteinander setzen. Ich persönlich würde zwischen den verschiedenen Blickwinkel folgender Personengruppen unterscheiden:
- Staatliche Anerkennung
- Wertschätzung von potentiellen Arbeitgebern
- Wertschätzung bei Freunden und Familie
Und genau in dieser Reihenfolge sollte man auch in das Fernstudium starten. Während die staatliche Anerkennung des Studiengangs sehr wichtig ist, sollte man sich von den Meinungen Dritter definitiv nicht beeinflussen lassen. Dein Leben, deine Situation, deine Möglichkeiten.
Staatliche Anerkennung
Das akademische Fernstudium sollte staatlich anerkannt und akkreditiert sein, so dass ein ordnungsgemäßer Bachelor- oder Masterabschluss erreicht werden kann. Das ist bei den in Deutschland zugelassenen Fernstudiengängen und Hochschulen aber so gut wie immer der Fall. Damit wird auch vielerorts für die Studiengänge geworben, denn: Ohne die staatliche Anerkennung und die Akkreditierung des Fernstudiengangs, nützt dir auch dein Abschluss nichts – zumindest, wenn es um Bachelor- und Masterabschlüsse geht.
Erst mit der offiziellen, staatlichen Anerkennung bist du dazu berechtigt, entsprechende Jobs anzunehmen oder auf deinem bisherigen Leistung aufzubauen. Wenn es lediglich um Weiterbildungen geht, kann ein Abschluss auch nur als eine Art Zertifikat dienen und muss in diesem Fall dann nicht staatlich anerkannt sein.
Da wir uns hier aber hauptsächlich mit Bachelor- und Master-Fernstudiengängen beschäftigen, betone ich hierbei nochmals ausdrücklich die Bedeutung der staatlichen Anerkennung. Auf den offiziell anerkannten Abschluss kann auch aufgebaut werden, ebenso kann damit ein ganz klarer, staatlich anerkannter Leistungsnachweis im Lebenslauf und beim Arbeitgeber angegeben werden.
Wertschätzung von potentiellen Arbeitgebern
Die Anerkennung von potentiellen Arbeitgebern ist wichtig. Aber auch für ein Unternehmen ist ein Fernstudium attraktiv, da du dieses ja völlig selbstständig organisierst und deinem Arbeitgeber damit viele persönlichen Vorteile in Sachen Organisation, Initiative, Eigenständigkeit, Motivation, Planung und Zeitmanagement bietest. Die allermeisten Arbeitgeber stehen einem Fernstudium absolut positiv gegenüber. Hierzu habe ich viel Feedback von meinen Kommilitonen und Mitstudierenden aus anderen Studiengängen erhalten. In nahezu allen Fällen wird zwischen den Absolventen eines Präsenzstudiums und den Absolventen eines Fernstudiums keinen Unterschied gemacht.
Trotzdem kann es darauf ankommen, welche Erfahrungen ein Arbeitgeber bisher mit Fernstudierenden gemacht hat, oder ob eher positives oder negatives darüber gehört wurde. Sitzt du also in einem Bewerbungsgespräch und es wird etwas genauer nachgefragt, dann rede ruhig offen und ehrlich über deine Erfahrungen und über die Vorzüge, die du bei deinem Fernstudium siehst. Es ist immer ein großer Pluspunkt, wenn auch auf die völlig selbstständige Organisation rund um das Fernstudium eingegangen wird. Falls du das Fernstudium beispielsweise neben deinem Beruf ausübst, ist auch die zusätzliche Belastbarkeit etwas, dass eher für dich spricht.
Es gibt sicherlich auch hin und wieder Arbeitgeber, welche die Bedeutung eines Fernstudiums anzweifeln könnten – vielleicht auch eher, wenn es sich um traditionelle und eher konservative Unternehmen handelt. Ein Arbeitgeber, der dich wegen eines Fernstudiums ablehnt oder dieses viel zu kritisch hinterfragt, ist natürlich eine eher schwierige Angelegenheit. Wie so oft kommt es aber nicht darauf an, wie und auf welche Art und Weise studierst, was du gelernt hast und welche klaren Pluspunkte ein Unternehmen mit dir gewinnt.
Wenn Arbeitgeber dein Fernstudium anzweifeln, legen diese wahrscheinlich nicht viel Wert auf zeitgemäße Weiterbildungsmöglichkeiten und können nicht gut genug differenzieren oder verharren zu sehr in alten Denkmustern. Das ist dann zwar schade, aber deine Mühe rund um die Bewerbung bei diesem Unternehmen auch nicht wert.
Anerkennung bei Freunden und Familie
Ja, die Meinung deiner Freunde und Familie ist wichtig. Wenn es allerdings um dein Fernstudium geht und du dich etwas unsicher bist, bzw. du dich von deinem Umfeld etwas negativ beeinflussen lässt, solltest du dich aber davon abgrenzen und einfach dein Ding durchziehen. Wirklich: Wenn du meinst, dass das Fernstudium aktuell am besten zu dir und deiner Situation passt, dann zieh durch! Dein Leben, deine Entscheidung.
Die moderne Arbeitswelt und eine zeitlich angepasste Denkweise ist immerhin noch nicht bei jedem angekommen, das soll dich allerdings nicht von deinem Weg abhalten. Mir ging es ähnlich: Ich hatte zu Beginn meiner Überlegungen weder einen Bezug zu einem Fernstudium, noch kannte ich andere Leute, die damit Berührungspunkte hatten.
Ich habe mich aber einfach genauer informiert, war mir darüber im Klaren, dass ich Bock darauf habe und das Fernstudium einfach besser passt, als auf Biegen und Brechen ein Präsenzstudium zu beginnen (das übrigens auch absolut nicht zu meiner aktuellen Lebenssituation gepasst hätte) und hab mich einfach immatrikuliert. Das ist jetzt über zwei Jahre her und ich bin nach wie vor total zufrieden.
Meine Erfahrungen habe ich hier in verschiedenen Erfahrungsberichten geteilt (beginnend bei Teil 1). Vielleicht können diese dir ja bei deiner Entscheidung etwas behilflich sein. 🙂